Ladakh und Zanskar: Zwischen Schlamm und Serpentinen – Trekking im Herzen des Himalaya
Zwischen Schlamm und Serpentinen Trekking im Herzen des Himalaya – in Ladakh und Zanskar
Endlich sind die Kopfschmerzen vorbei. Fast eine Woche habe ich mich damit jeden Morgen aus dem Bett gequält. Kein Wunder, denn die Höhe von 3500 m ist für mich als Flachländer ziemlich ungewohnt.
Ich bin in Leh, dem ehemaligen Handelspunkt im Westen des Himalaya. Hier, in der Hauptstadt Ladakhs, versuche ich einen Reisebegleiter für eine Trekking- Tour zu finden. Ich habe vor, den Himalaya Hauptkamm in Nord-Süd-Richtung zu überqueren und dabei das Zanskar-Tal zu besuchen.
Schon nach wenigen Tagen lerne ich in Aaron kennen. Er ist Australier und bietet mir seine Begleitung an. Wir machen uns auf nach Leh und versorgen uns mit Lebensmitteln, Kocher und Brennstoff. Mit einem Bus fahren wir dann nach Lamayuru, etwa 90 km westlich von Leh. In diesem Ort, der nach seinem Kloster, dem ältesten Ladakhs (11. Jahrhundert) , benannt ist, sehen wir uns nach Tieren für den Transport unseres Gepäcks um.
Wir lernen Karma kennen. Er ist ein junger Mönch und macht uns mit Buntzok bekannt, der uns mit seinen Eseln bis nach Padum, dem Hauptort des Zanskar-Tals, begleiten will. Allerdings müssen wir noch über den Preis verhandeln. Nach vielen Tassen Tee und entsprechend langen Verhandlungen, vereinbaren wir gegen Abend einen Betrag von 55 RS pro Tag und Person.
Am nächsten Morgen werden mit Hilfe einiger Dorfbewohner die Esel beladen. Amüsiert verfolgen wir die Fachdiskussionen über den korrekten Sitz der einzelnen Gepäckstücke. Zum Schluss sehen die armen Viecher so aus, als wenn sie jeden Augenblick zusammenbrechen würden. Aber,”No Problem”, versichert uns Buntzok, die Tiere sind solche Lasten gewohnt.
Dann geht es endlich los. Der Weg führt uns vorbei an grünen Gerstefeldern, die von Steinmauern umgeben sind. Wir erfreuen uns an bunten Blumen, die überall am Wegesrand ihre Nische finden. In tiefen Zügen atme ich die klare, saubere Gebirgsluft ein. “Jule”, hallt es durch die Berge, wenn uns Menschen begegnen. Dieser Gruß wird uns die nächsten Wochen begleiten.
Unterwegs schließen sich uns hoch ein paar weitere Trekker, mit ihrem Führer an. Von nun an bilden wir eine kleine Karawane.
Die erste Übernachtung findet auf dem Dach eines Hauses statt. Umringt von interessierten Dorfbewohnern machen wir es uns bequem. In dieser Höhe zwischen 3000 und 4000 Meter ist die Luft klar und rein. Außerdem stört kein Licht den Blick in Firmament. So können wir, in unseren Schlafsäcken liegend, den absoluten Panoramablick auf die Sterne am Himmel genießen.
Am nächsten Tag durchqueren wir auf schmalen Pfaden eine Schlucht, eine Art Canyon. Selbst unseren Eseln macht der Weg zu schaffen. In der Tiefe tobt milchiggrau ein wildes Gletschergewässer durch sein Bett. Graue und braune Felswände ragen steil in den Himmel und scheinen sich in der Höhe aufeinander zu zubewegen. Häufig klebt der Pfad, an einer senkrecht aufragenden Wand und wir müssen höllisch aufpassen; keinen Fehltritt zu tun. Dies könnte der letzte sein…
Ladakh ist bekannt als ein äußerst trockener Landstrich (Leh hat z.B. ein jährliche Niederschlagsmenge, von 90 mm/cm² *). Aber in diesem Jahr ist es anders. Der nächste Mittag bringt den Umschwung. Die Sonne versteckt sich hinter grauen Wolken und Regenschauer treten an ihre Stelle. Sie bleiben während der nächsten Tage unsere ständigen Begleiter. Die steilen und schwierigen Pfade weichen immer stärker auf, was uns zu äußerster Vorsicht veranlasst. Uns bleibt es trotz aller Vorsicht nicht erspart, mit dem Hosenboden die eine andere Rutschpartie abzubremsen.
Wir durchstreifen menschenleere Hochtäler, staken durch eisige Bachläufe und marschieren an, mit bunten Blumen übersäten Wiesen vorbei. Vorherrschende Farben dabei sind violett, blau, rot und gelb. Überall wuchert auch Heidekraut in voller Blüte. Dann wieder führt uns der Weg durch kahle, öde Fels- und Schuttlandschaften. Durch die ewigen Regenschauer wirken diese Orte besonders trist und unfreundlich.
Einige Pässe, die wir überqueren, liegen in mehr als 5000 m Höhe. Hier haben wir zusätzlich zu den wetterbedingten Unwägbarkeiten noch mit der dünnen Luft zu kämpfen. Wir üben uns im Schritte zählen. Alle 30 – 50 Meter heißt es anhalten, durchatmen, Luft holen und weitergehen.
Die Götter haben aber Mitleid mit uns und sorgen dafür, dass auf den Passhöhen Wolken und Nebel für kurze Zeit aufreißen, und eine grandiose Sicht auf die Gipfel der umliegenden 6000er und 7000er freigeben. Die Bergspitzen, umwabert von Nebel- und Wolkenfetzen, tauchen wie Inseln in einer weißen Meeresbrandung, aus dem weißen Nichts auf.
Auf der Passhöhe ruhen wir uns hinter aufgeschichteten Steinhaufen, in die Gebetssprüche eingraviert worden sind, aus. Im Wind wehende, an Stöcken und Stangen befestigte, Gebetsfahnen ragen aus der Steinansammlung heraus. Sie stimmen, so erklärt uns Buntzok, die Götter gnädig, damit Wanderer und Reisende ihr Ziel gesund erreichen.
Müde und verdreckt erreicht unsere Gruppe am Abend des dritten Regentages den Ort Lingshed, Hier ist ein Erholungstag vorgesehen. Wir übernachten im Haus unseres Begleiters Buntzok, der ein exzellenter Koch ist und uns mit einem hervorragenden Linseneintopf überrascht.
* Leider ist der Regen seit einigen Jahren immer öfter nach Ladakh gekommen. Vermutlich hängt das Phänomen mit der globalen Erderwärmung zusammen. Die Menschen haben große Probleme mit dem Wasser, da ihre Häuser aus Lehm gebaut sind, die dadurch zusammenbrechen können.
Lesen Sie auch den 2. Teil von: “Zwischen Schlamm und Serpentinen – Trekking im Herzen des Himalaya.”
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